Ich wurde 1940 als drittes Kind meiner Eltern geboren.
Meine beiden Brüder sind mit mir am gleichen Tage
Der ältere Friedhelm (links, geb. 29.01.37)ist am 20.12.1940
in eine Pflegefamilie in Lübbecke gekommen und
am 23.08.1941 gestorben (tödlich verunglückt)
Der jüngere Wilhelm Gustav (geb. 28.05.1938) ist am
19.12.1940 in eine Pflegefamilie nach
Bad-Oenhausen gekommen und am
13.04.1942 gestorben
er hatte eine Bauchfellentzündung,
wie meine Mutter mir malerzählte.
Ich kam von Schweicheln noch am gleichen Tag unseres
Ankommens dort weg ins Kinderkrankenhaus Sarepta in Bethel,
wo ich bis Juli 1941 blieb.
Ich kam im Dezember 1941 in eine Pflegefamilie nahe Bielefeld.
Renate kann laufen und macht uns viel Freude.
Ich hatte wohl viel nachzuholen, denn ich begann sehr bald,
die Nachbarschaft zu erkunden. Ständig lief ich weg. Warum?
Konnte mich meine Pflegemutter nicht fesseln?Ich meine jetzt
nicht, daß sie mich am Tisch festbinden sollte; aber irgendwie
verstand sie es offenbar nicht, mich durch Spiel
und Beschäftigung zu fesseln.
Wohin ich lief und wo man mich dann letztendlich wieder gefunden
hat, stand in keinem der Halbjahresberichte, die schon da anfingen,
mein weiteres Leben bis zur Heirat mit 20 Jahren zu begleiten.
Ich wußte das nur nicht, das habe ich jetzt erst erfahren und diese
Berichte gelesen. Zu meinem Weglaufen kam dann bald noch
"Trotz und schlechtes Gehorchen" hinzu. Und bald
hatte meine Pflegemutter von mir die Nase voll
und gab mich 4 jährig an den
Absender zurück, an den Eickhof in Schweicheln.
6 glückliche Kinderjahre begannen.
Von der Zeit an beginnt auch mein Erinnerungsvermögen. Ganz vage kann ich mich an davor erinnern, daß ich mit Kindern auf einem Balkon war und eine Frau putzte Schuhe. Mir war kalt und ich wollte ins Haus, durfte aber nicht und weinte. Bei meiner "Mutti" wurde ich dann häuslicher und lief nicht mehr weg, "Das Gehorchen fällt Renate aber schwer und oft kommt richtig ein Trotzkopf zum Vorschein" , stand dafür im nächsten Bericht. Und ich würde "quasseln wie ein Wasserfall", die Schnute stände nicht still. Heute würde man schreiben: "Sie ist ein lebhaftes Kind" Im Frühjahr 1946 kam ich in die Schule, machte beim Lernen gute Fortschritte, mußte aber nach Meinung der Berichtschreiberin "eine strenge Hand" haben. Meine "Mutti" fand aber Gott sei Dank ein gutes Mittelmaß und hat es mit sehr viel Liebe hinbekommen, daß ich eine unbeschwerte Kinderzeit bei ihr verbringen durfte.
Ich wußte gar nicht, daß sie nicht meine Mutter war - bis zu dem Tag im Juni 1946, als sie mir sagte, daß meine leibliche Mutter mich besuchen würde. Ich war zunächst arglos, doch als Mutti anfing zu weinen, habe ich dann auch geweint. Meine Mutter kam dann irgendwann zu Besuch, ich nannte sie Tante. Sie versprach mir allerhand Kram, den sie mir schicken wolle, wenn sie wieder in Arnsberg wäre. Das Paket kam nie an und ich habe angeblich gesagt, daß sie lügt, sie hätte es versprochen. Zwischen dem Jungendamt, Landesjugendamt Münster und Schweicheln gingen in der Folgezeit unzählige Schreiben hin und her. Meine Mutter wollte mich nach Hause haben.
Ich hätte also einmal in meinem Leben wirklich ungezogen und trotzig sein müssen, Zeter und Mordio schreien, und ich wäre gerettet gewesen. Aber ich war brav, und meine geliebte Pflegemutti mußte ohnmächtig mit ansehen, wie SIE mich zu sich nach Hause holen durfte. In ein zu Hause, was dann, wie sich noch herausstellen sollte, für mich alles andere als der liebevolle Hort war, den ich gewohnt war. Meine glückliche Kinderzeit war vorbei. Dies war nicht mehr mein Zu Hause.
Ein paar Tage später schrieb meine "Mutti"
Ich war also in Arnsberg,
lernte meinen jüngeren Bruder Walter kennen, der mich immer Minna nannte und wohl auch eifersüchtig war, weil er das Reich nicht mehr allein hatte.
Wir mußten jeden Morgen eine 3/4 Stunde laufen, um zur Schule zu kommen. Ich weiß noch, daß ich anfangs im Unterricht an meine
Pflegemutti Briefe schrieb und die dann auf dem Nachhauseweg unfrankiert in den Briefkasten warf. Die Arnsberger Schule war für mich eine totale Umstellung. Ich wurde nicht gemocht. Das spürte ich deutlich, und das zeigte sich auch noch durch Lehrer Korn, denn er hat später einen haarsträubenden Bericht über mich geschrieben. Zusammen mit einem Bericht von Schwester I. ergab das ein unglaublich bösartiges und geradezu selbsherrliches Geschreibe, gerichtet gegen den liebsten Menschen, den ich hatte, meine Pflegemutti. Und natürlich gegen mich. Eine Hetzcampagne ohnegleichen.
Was ich damals nicht wußte: Der Schuldirektor war auch der Vormund von uns Kindern. Er war der Klassenlehrer meines Bruders. Und als wir uns mal gegenseitig die Hausaufgaben machten, weil er besser rechnen und ich besser schreiben konnte, mußten wir alle beide antreten und bekamen eine Tracht Prügel mit dem Rohrstock. Ich hatte Heimweh, durfte aber nichts sagen. In der Schule wurde ich gehänselt, weil wir zu Hause "ja so arm wären, daß uns die Mäuse das Klopapier reichen würden". Wir waren ins "Alte Feld," ein Barackenlager gezogen, und das war in Arnsberg als "Arme-Leute-Viertel" bekannt. Dort lernte meine Mutter dann auch wieder einen Mann kennen, der sie mehr interessierte als wir Kinder. Und so kam, was irgendwann schon vorausgesagt war. Ich wurde von genau der überaus eifrigen Fürsorgeschwester Ida, die mich unbedingt aus meiner sehr guten Pflegestelle raus reißen mußte, wieder weg geschafft; aber nicht etwa zu meiner Pflegemutti zurück, nein, diesmal zum Eickhof in Schweicheln . 120 Kilometer mit dem Motorroller, und es war Ende Oktober 1951. Meine Mutter zeige beim Abschied wieder mal ihre wahre "Größe", nämlich die Größe im Lügen.Sie sagte, ich käme zu meiner Tante nach Koblenz und ich solle schön lieb sein. Schön lieb hätte SIE mal lieber sein sollen, dann wäre vieles anders gewesen. Ich kam am 05. Februar 1952 in das Erziehungsheim Gotteshütte in Kleinenbremen.
An diese Zeit kann ich mich komischerweise am wenigsten erinnern. Ich weiß nur, ich war im Wichernhaus, unten war der Aufenthaltraum, nach oben ging es in den Schlafsaal mit den 21 Betten, und an das Bettenbauen kann ich mich noch sehr gut erinnern. Überhaupt war Sauberkeit und Ornung ein ganz furchtbar wichtiges Erziehungsziel. Wir sollten ja brauchbare Mitglieder der Gesellschaft und in dieser gute Hausfrauen werden. Ich dachte aber wohl noch gar nicht dran, irgendwann Hausfrau zu sein, und so trödelte ich gerne herum und quasselte lieber mit den Mädchen, was mir dann den Spitznamen "Trödel" einbrachte, außerdem einen nicht sehr wohlwollenden Eintrag im nächsten Bericht.
Im Handarbeitsunterricht lernten wir Strümpfe stricken und sangen dabei. Herrlich fand ich das, viel besser als das verhaßte kaputte Strümpfe stopfen, was wir aber auch mußten.
Die Schulzeit war nun also vorbei
und der sogenannte Ernst des Lebens sollte beginnen. Ich wurde verlegt in das Fliednerhaus, wo die schulentlassenen Mädchen untergebracht waren. Dort sollten wir auf das Leben "draußen" vorbereitet werden. Und dort herrschte Schwester Erika mit strenger Hand; aber gerecht war sie. Wir schliefen in kleineren Gruppen, etwa mit 4 Mädchen in einem Zimmer. Ein Jahr war ich im Fliednerhaus. Während der Zeit war ich in der Nähstube, der Waschküche und in
der Küche tätig. Hier ist ein Foto, wie sie heute aussieht, sie ist nicht mehr in Betrieb, weil die heutigen Gruppen sich autonom versorgen. Vorne waren noch 2 riesigeDampfkessel, in denen die morgendliche Milchsuppe gekocht wurde. Und darin wurde auch diese furchtbar gräßliche Graupensuppe fabriziert, die ich so abgrundtief haßte, daß ich bis vor Kurzem keine mehr gegessen habe. Die war nämlich so dick, daß der Löffel drin stecken blieb, wenn sie mal kalt wurde. Igittegitt......!..... "Küchenchef" war eine Diakonisse. Sie war der Meinung, man müsse zum Kochen Mut haben, weil oft etwas so heiß würde, und man müsse dann trotzdem zupacken. Oh ja, das bekam ich irgendwann zu spüren. Ich sollte eine Emaille-Kaffeekanne für mindestens 20 Personen zu den Bauarbeitern bringen, die oben den Hof bearbeiteten. Anstatt mir einen Topflappen zu nehmen, faßte ich mit bloßen Händen zu - und klatsch lag die Kanne zu meinen Füßen und der Kaffee hatte mir den einen Fuß total verbrannt. Folge: 14 Tage Fliednerhaus-Bett.
mit "richtiger" Arbeit.Ich hatte mal einen Lebenslauf mit Berufswunsch geschrieben.Ich wollte mehr als alles andere Säuglingsschwester werden. Nix da, bei meiner Führung laut Bewertungen in der Vergangenheit ging das gar nicht. Da kam natürlich nur eines in Frage: Eine "vernünftige" Lehre als Hauswirtschafterin. Es wurde in Kleinenbremen eine Lehrstelle gefunden bei einer Familie mit 3 Kindern. Mit diesen 3 liebenswerten kleinen Monstern durfte ich dann auch noch in einem Zimmer schlafen. Was waren meine Aufgaben? PUTZEN! Na, das kannte ich ja von der Gotteshütte her gut. Mehr schlecht als recht erledigte ich meine Arbeit, durfte einmal in der Woche nach Minden zur Berufsschule. Der Hausherr war Studienrat in Bünde. Habighorst liegtbei Bünde, in Habighorst wohnte meine "Mutti". Es wurde oft von Bünde gesprochen. Mein Interesse war mehr als wach geworden. Und als dann irgendwann im Sommer von der Kirchengemeinde Kleinenbremen eine Fahrt zum Bünder Missionsfest angekündigt wurde, habe ich unseren Pastor gefragt, ob ich mit kann. Ich wolle aber nicht zum Missionsfest, sondern meine Pflegemutter besuchen, die etwas außerhalb wohne. Das war für ihn kein Problem, ich solle nur um 18 Uhr wieder am Bus sein, dann wäre Abfahrt. Von da an hatte in meinem armen Hirnkastel nichts anderes mehr Platz als Habighorst. Ich würde bald meine "Mutti" wieder sehen, und ich konnte es kaum abwarten. Wenn Engel reisen, lacht der Himmel, sagt man. Und der Himmel hat gelacht an diesem Tag. Ich machte mich auf den Weg nach Habighorst.
Vorbei an der Schule, in die ich damals eingeschult wurde, den langen Weg bis oben zur Kurve -
und dann sah ich das Ziel meiner Träume. Je näher ich kam, desto schneller ging ich. Da, das Haus, die Treppe rauf und schellen.....Mir schien es eine Ewigkeit zu dauern, bis die ann zu einem Bauern im Lippischen verbannh kann mich erinnern, daß es mir dort gut gefiel.Man behandelte mich freundlich, und ich tat meine Arbeit auch gern. Nun war ich ja auch in einem Alter, in dem Mädchen sich für Jungen interessieren, ganz normal. Ich muß da wohl einen erwischt haben, der meinen Bauersleuten nicht gefiel, mir aber sehr wohl. Ich habe mich trotz Verbot immer wieder mit ihm getroffen, kam vom Ausgang zu spät heim, was immer wieder neuen Ärger nach sich zog.
Es wurde Bericht ans Heim erstattet. Und dort war man schließlich der Meinung, ich müsse da weg, um größerem Unglück vorzubeugen. Meine "Mutti" bekam einenBericht, wie schlecht ich doch wäre, und sie war natürlich entsetzt. In der Hütte war man derweil nicht faul und hatte schon eine neue Stelle für mich, und die Bauersfrau sollte mich wieder zurück bringen. Der tat die Renate leid; aber sie sei "unverbesserlich",
schrieb sie.
Und so landete ich erst mal wieder in der Gotteshütte. Meine Berichte hatten nun noch einen Zusatz bekommen: "Renate ist unpünktlich und trifft sich häufig mit Jungen, wobei sie mit der Auswahl nicht wählerisch ist" war nun bekannt.
Meine "Mutti" schrieb einen Brief an Schwester K. Sie hatte mich beim Bauern mal besucht, fand die ganze Gegend ungeheuer abgelegen, wie sie mir später mal erzählte. Die Bauersleute fand sie aber sehr nett. Ich wurde dann bald zu dem Pastor in Löhne-Ostscheid gebracht. Von dort konnte ich alle 2 Wochenenden, immer wenn ich Freizeit hatte, nach Habighorst fahren, die Verbindung wurde also wieder enger, Gott sei Dank. Die Wochenenden bei ihr waren herrlich. Die Zeit bei Pastors weniger, aber man mußte nach Muttis Meinung immer schön den untersten Weg gehen. Wenn ich Montags Morgens wieder kam, mußte ich in den Keller und für die ganze Familie die Schuhe putzen.
Da habe ich dann so still vor mich hin geweint, ohne daß es einer merkte. Die Pastors und ich mochten uns offensichtlich wohl gegenseitig nicht, es ging nicht gut, und in der Hütte war man dann der Ansicht, ich solle besser in einer ebenfalls nicht sehr weit von meiner lieben Mutti entfernt gelegenen Gastwirtschaft arbeiten. Ich bin in meinem Leben echt schon was umgezogen...Die Gastwirtschaft sollte dann meine letzte Stelle sein, bevor ich dann endgültig nach Habighorst ziehen durfte. Meine Heimzeit war damit aber noch nicht vorbei, denn die Hütte und das Landesjugendamt Münster hatte immer noch ihre Hand über mir und all meinem Tun.Immerhin konnte ich mir dann meine nächste Dienststelle selber aussuchen, ich fand sehr schnell bei der Firma Dörffler in Bünde Arbeit. Mit scheinbar übersinnlichen Wahrnehmungen wußte man in der Hütte noch schneller als der Blitz Bescheid und mir wurde an Herz gelegt, nur ja und unter gar keinen Umständen diese Arbeit zu kündigen, ohne die gesetzliche Kündigungsfrist einzuhalten. Nun, ich wollte ja auch gar nicht kündigen. Ich freute mich jeden Morgen auf meine Arbeit, denn ich hatte einen Arbeitskollegen kennen und schätzen gelernt. Wir steckten ständig zusammen, so oft es unsere Freizeit erlaubte.
Wir kamen uns näher, fuhren mit seinem Motorrad aus. Er besuchte mich in Habighorst und auch meine "Tante Friede und Onkel Willi" fanden den jungen Mann in Ordnung. Ich war glücklich und wollte nun so schnell wie möglich heiraten, um eine eigene Familie zu haben, und endlich tun, was ich will. Wir haben uns dann heimlich verlobt, in einem Zelt an einem 17. Juni, richtig mit Verlobungsring und Verlobungskuß, wie sich das gehört. Mein damaliger Verlobter war schon 29 Jahre alt; aber ich war noch nicht volljährig, also mußte ich an die Hütte schreiben und bitte bitte sagen.
Schwester Klara schrieb an das Landesjugendamt.
bekam praktisch meinen Entlassungsschein! Auch das habe ich jetzt aus der Heimakte erfahren. Das heißt, den Schein bekam der Rektor Ohlenburger,
der ja unser Vormund war. Hier ist er.
Der Schein in die "Freiheit", dachte ich. Nun sollte endlich alles besser werden, endlich sollte ich tun dürfen, was ich wollte. Doch auch mein zukünftiger Mann bekam einen "Bericht" und die Empfehlung, eine straffe Hand walten zu lassen.Daran hat er sich gehalten, und so waren meine nächsten 17 Jahre praktisch die Forsetzung meiner Dienststellen, nur daß ich vom Gatten auch noch Schläge bekam.
Wir suchten eine Wohnung und mußten Möbel haben.
Mein Sparguthaben war noch im Heim,
ich mußte also wieder Bitte Bitte sagen.
Und damit konnten wir dann unser "Nest" bauen.
Mit diesem "Zeugnis" wurde ich dann in meine diversen Arbeitsstellen entlassen. Ich war überall von vorne herein die, die man beaufsichtigen mußte, weil sie sonst faul war. Diesem "Heimkind" konnte man doch nicht trauen, es lügt, es stiehlt wahrscheinlich auch noch, man sollte die Zügel so stramm wie möglich halten. Es soll mir bitte niemand sagen, diese Bewertungen seien nicht so ernst zu nehmen, denn das stimmt ganz einfach nicht. Sie waren für mein späteres Leben der Freifahrtschein, der Ungerechtigkeiten und Erniedrigungen mir gegenüber rechtfertigte, die meine Arbeitgeber begangen.
Ich war also Fürsorgezögling bis quasi zu meinem 20. Lebensjahr.
Ich hatte im Heim und bei meinen späteren Arbeitgebern kein Selbsbewußtsein gelernt. Im Gegenteil, durch die ewigen schlechten Bewertungen wurde mir ja ständig vermittelt, nichts wert zu sein.
Ich hatte es gewagt, meine Haushalts-Lehre abzubrechen, man war mir böse und steckte mich dann auch zu einem Bauern so ziemlich am Ende der Welt. Eine neue Chance bekam ich nicht, man war nicht geneigt, mich zu fördern, wie Schwester Klara sich ausdrückte. Mir wurde Intelligenz bescheinigt, mir wurden "ganz andere Fähigkeiten" zugesprochen; aber man gab mir keine Gelegenheit, diese Fähigkeiten auch zu leben, etwas zu lernen, was diesen Fähigkeiten entsprach. Nein, ich blieb immer die Hausgehilfin, die in diversen Stellen arbeiten durfte, die sich schikanieren lassen durfte, ganz wie es den Herrschaften gefiel, wo sie gerade war.
Der Fürsorgezögling Renate Müer war offenbar zur Putzfrau geboren.
Ungerechtigkeiten und Demütigungen, wollte endlich mal das tun, was ich mir wie nichts auf der Welt wünschte: Frei sein, endlich FREI! Endlich
selber bestimmen, wo ich was und wie mache.
Familie gründen, etwas haben, was ich versorgen und lieb haben konnte.
Ich, die bis dahin noch nicht viel von der Welt gesehen hatte, wollte sofort
heiraten, was ja auch klappte. Mein Mann war von Schwester Klara in der Gotteshütte dazu angehalten worden, die Zügel straff zu halten.
Und mein Mann hat sich dran gehalten.
Es kam die Fortsetzung meiner Fürsorgezeit,
nur kamen noch Schläge hinzu.
Durch meine Akteneinsicht wurde ich noch einmal heftig mit meiner unter Fürsorge stehenden Zeit konfrontiert. Meine Biografie ist nun vollständig, was mir schon sehr wichtig war und ist. Ich weiß jetzt, wo ich überall gewesen bin.
Langsam kehrt wieder Ruhe in meine ziemlich in Aufruhr geratene Seele ein.
Meine persönliche Heim - Geschichte endet hier.
und Mein Besuch in der "Gotteshütte" sind noch Bestandteil meiner Heim - Geschichte.